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Autismus - Was ist das? | Was autistische Menschen uns zu sagen haben |
Mag der eine oder andere fragen. An dieser Stelle möchten wir auf eine Definition verzichten.
Uns interessieren zuerst die Menschen, die als autistisch etikettiert wurden.
Diese
Menschen mit Kanner–Syndrom, Asperger–Syndrom, atypischem oder
High-Functioning-Autismus sind Individuen, die weltweit nach
festgelegten Diagnosekriterien diagnostiziert wurden.
Diagnosekriterien ICD 10 Autismus finden Sie im Kapitel V / F84.
Die Diagnose orientiert sich an Verhaltensweisen, die von
unterschiedlichen Personen und zu unterschiedlichen Zeiten an
unterschiedlichen Orten beobachtet werden können.
Wir kennen noch eine andere Sicht:
Die Innensicht
Wir versuchen, den Autismus mit den Augen der Betroffenen zu sehen.
Wir möchten nämlich autistische Menschen verstehen lernen.
Darum fragen wir:
Warum macht der/ die das?
Was geht in dem Menschen vor?
Was empfindet, denkt oder fühlt der Mensch?
Was ängstigt sie/ihn?
Wir
wissen heute mehr als zu der Zeit, als der Verein zur Förderung von
autistisch Behinderten e.V. - das war der Name des Vereins bis 2002 -
gegründet wurde.
Unser Motto/ unser Programm
Autistische Menschen verstehen lernen
macht deutlich, worum es uns vorrangig geht, gibt aber auch den
Hinweis, dass wir uns in einem Verstehensprozess befinden, der noch
lange nicht abgeschlossen ist. Viele Fragen bleiben offen.
Es gibt eine Reihe von Büchern, die autistische Menschen geschrieben
haben, aus denen man viel über ihr Innenleben erfahren kann. Darüber
hinaus konnten wir inzwischen viele Zitate von autistischen Menschen
sammeln, teils ohne, teils mit Hilfe der Gestützten Kommunikation
geschrieben.
Übersicht über Bücher, in denen autistische Menschen über sich berichten
Die Übersicht befindet sich im Aufbau, wir bitten um etwas Geduld.
Aktuelle Titel empfehlen wir, im Buchhandel zu besorgen.
Sie können versuchen, vergriffene Titel bei
www.zvab.de
www.abebooks.de
www.antbo.de
www.antikbuch24.de
oder bei www.amazon.de
zu erhalten.
„Ich höre immer alles
Ich kkann immer alle Gespräche verfolgen
Jeder der spricht muß ich hören
Auch wenn durcheinander gesprochen wird
Und seehen ist ganz schlimm
Ich muß alles sehen
Ich kann gut sehen
Ich kann aber nicht hintergrfund wegdenlen
Ich muß jede kleinigkeit sehen.“
aus: Claudia Wiese, Leib und Seele nicht gefunden, 1996, hrsg. Im Eigenverlag
„der Autismus ist so schlimm, dasser eigentlich alle bereche betrifft
auch das sehen, hören und denken…..meine augen sehen anders als eure.
Ich habe viel zu viel möglichkeiten, sachen zu sehen, die nicht nötig
sind, ohne ander, habe auch ein zu gutes gehöre so dass ich nicht
aussuchen kann, was ich hören will. Das strengt sehr an und zermürbt
mich oft. Tief im herzen möchte ich mal ausruhen und nur mal hören und
sehen, was andere sehen..
Mario L., 14 J. alt, in: Bunter Vogel, Dez. 95
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Als
ich klein war, waren auch laute Geräusche ein Problem. Sie fühlten sich
oft an, als träfe der Bohrer eines Zahnarztes auf einen Nerv. Sie
verursachten tatsächlich Schmerzen. Platzende Ballons erschreckten mich
zu Tode, weil sich das Geräusch in meinen Ohren wie eine Detonation
anhörte. Geringfügigere Geräusche, welche die meisten Menschen
ausblenden können, lenkten mich ab. Als ich im College war, klang der
Haartrockner meiner Zimmerkollegin wie ein startender Düsenjet…“
Temple Grandin, Ich bin die Anthropologin auf dem Mars, S. 82
„Mir ist klar, dass ich fast meine ganze Kindheit hindurch meine Mutter
einfach nicht hörte. Ihre Bemühungen, geduldig und lieb zu mir zu sein,
drangen einfach nicht bis zu mir durch. Ich schenkte ihren Wörtern
genauso wenig Aufmerksamkeit wie dem Geräusch eines Wagens, der die
Straße entlangfuhr. Ihre Stimme war lediglich Hintergrundgeräusch. Nur
wenn sie anfing zu brüllen oder zu schreien, drang sie zu mir durch und
holte mich für kurze Zeit aus meinem Schneckenhaus.“
Sean Barron, Hört mich denn niemand? S. 125
„Wenn mich jemand fragt, was das Schlimmste an meiner Behinderung ist,
dann antworte ich: „Daß kein Sinn richtig funktioniert, dass mir alle
Sinne eine Realität vorspielen, die es so nicht gibt. Ich kann mich auf
meine Sinne nicht verlassen. Wenn die Abweichungen wenigstens immer
gleich blieben. Aber ständig verändert sich etwas, und dann muß ich
meinen Verstand zusammennehmen, um mir ein Bild von der Realität machen
zu können. Ich wünschte mir manchmal, daß mir ein Computer diese
schwere Arbeit abnehmen würde.“
Dietmar Zöller, 1997
„ Eine Gruppe ist für mich eine Hölle. Wenn die Kinder nur still sitzen könnten.“
Dietmar Zöller, als er 14 J. alt war.
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„Bei
Menschen paßten die Dinge nicht zusammen. Selbst wenn ich sie oft sah,
waren sie immer noch unzusammenhängende Stücke eines Puzzles, und ich
hatte keine Möglichkeit, sie zusammenzusetzen.“
Sean Barron, Hört mich denn niemand? S. 28
„…dein verändertes Aussehen am Montag war schlimm für mich. Da meine
Augen mir erst nach einer Weile den ganzen Menschen zeigen, weil die
einzelnen Bilder, die zum Teil nur Bruchstücke sind, sich zusammenfügen
müssen, habe ich eine große Irritation erlebt. Es paßte nichts mehr
zusammen.“
Dietmar Zöller, aus einem Brief an einen Betreuer, 1997
„In siebenundzwanzig Jahren hatte ich oft meine eigenen Hände berührt.
Es waren einfach Fleischklumpen, Blut und Knochen, die aufgrund von
Form, Position, Funktion und Aussehen etwas darstellten, was wir
„Hände“ nennen. Es gab keine emotionale Bindung an sie, kein Gefühl,
dass sie mir persönlich gehörten, und das Berühren von Händen hatte
keine Bedeutung. Es war einfach ein Zusammenstoß von zwei derartigen
Objekten im Raum.“
Donna Williams, „Wenn du mich liebst, bleibst du mir fern.“, S. 185
Daß ich ein äußeres Körpergefühl hatte, erlebte ich, indem ich sah und
hörte, wo mein Körper sich befand. Mein inneres Körpergefühl war, wie
alles andere, meistens mono. Wenn ich mein Bein berührte, spürte ich
das entweder an meiner Hand oder an meinem Bein, aber nicht an beiden
gleichzeitig. Ich nahm den ganzen Körper in Stücken wahr. Ich war ein
Arm oder ein Bein oder eine Nase. Manchmal war ein Teil sehr deutlich
da, doch der Teil, mit dem er verbunden war, fühlte sich so hölzern an
wie ein Tischbein und genauso leblos.“
Donna Williams, Wenn du mich liebst, bleibst du mir fern, S. 320
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„Warum
ich so gern liege, will meine Mutter wissen. Wenn ich liege, verändere
ich meine Lage wenig. Dabei habe ich mein Körperbild besser im
Bewußtsein, als wenn ich herumlaufe. Ich bin mit meiner Aufmerksamkeit
dann weniger gefordert. Wenn ich mich bewege, muß ich immer darauf
achten, wie meine Lage im Raum gerade ist. Das bereitet Mühe. Wenn ich
liege, spüre ich mein Rückgrat. Das hilft mir sehr, mich mit meinem
Körper zu orientieren. Ich denke wirklich oft darüber nach, was mein
Leben so schwer macht, und es wird immer deutlicher, dass ich mich
nicht nur schlecht spüre, sondern auch meinen Körper nicht richtig für
die Orientierung im Raum gebrauchen kann.“
Dietmar Zöller, 27. 4. 97
„Die Wutanfälle ereigneten sich unvermittelt, wie epileptische Anfälle.“
Temple Grandin, Ich bin die Anthropologin auf dem Mars, S. 52
„MANCHMAL HABE ICH MICH AUCH NICHT UNTER KONTRROLLE WANN ICH AUFHÖREN
SOLL: JA; ICH TUE FIELE DINGE DIE NICHT MEINEM WILLEN UNTERLIEGEN: MEIN
KÖRPER IST VON MEINEM GEIST GESPALTEN:“
Albrecht Leipert, 9. 2. 97
Versuch einer Definition, was Autismus ist (von Dietmar Zöller)
„Autismus ist eine Behinderung, die zur Folge hat, dass man das, was
man denkt oder sich vorstellt, nicht oder nur mit Hilfe durchführen
kann. Es ist eine Einschränkung im Handlungsbereich, sofern man infolge
gezielter Förderung gelernt hat zu denken, was voraussetzt, dass man
die Reize, die auf einen einströmen, sortieren kann.“ (Zöller, Ich gebe
nicht auf, 1992, S. 65)
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